
Ich liebe Bücher über Maltechniken, Künstlerbiografien und allgemein Bücher über Kreativität. Eine kleine Auswahl möchte ich heute im zweiten Teil meiner Serie “ Buchtipps für Kreative“ teilen. Den ersten Teil findest Du HIER.
Françoise Gilot „Leben mit Picasso“ – Dieses Buch ist zwar bereits vor über 50 Jahren erschienen, aber ich bin mir sicher, dass es für jede neue Generation super spannend ist. Erzählt es doch vom Leben an der Seite eines weltberühmten Künstlers.
Gilot, zu Beginn ihrer Beziehung zu Picasso zwanzig Jahre jung und selbst Malerin, hatte es nicht immer leicht, ihren eigenen Weg als Künstlerin an der Seite Picassos zu gehen. Er sagte mal:“Keine Frau verläßt einen Mann wie mich“. Sie tat es nach 10 gemeinsamen Jahren und 2 gemeinsamen Kindern dennoch und schrieb dieses Buch über die gemeinsame Zeit.

Faszinierend an diesem Werk ist das Erinnerungsvermögen Gilots, teilweise erzählt sie ganze Unterhaltungen wortgetreu. Anhand von Briefen und Tagebüchern schrieb sie, keineswegs rachsüchtig, bis ins kleinste Detail auf, was bis dahin niemand über den großen Picasso wusste, wie er als Vater und wie er als Partner war.
Sie schreibt auch über den unermüdlichen Schaffensdrang des Malers, der wie kein anderer das 20. Jahrhundert prägte. An Picassos Seite lernt sie alle kennen: Georges Braque, Henri Matisse, Gertrude Stein, Paul Eluard, Guillaume Apollinaire und André Breton. Ihr Leben mit Picasso kreist im Paris der Nachkriegszeit um Literatur und Kunst, den Kommunismus und die leicht skurrile Anbahnung einer Beziehung zu einem Mann, der drei mal älter war, als sie selbst. Ab 1947 leben sie mit ihren 2 Kindern hauptsächlich an der Côte d’Azur, wo Picasso die Töpferateliers der dort ansässigen Künstler für sich entdeckt.
Ich habe diese selbst besucht und bin fasziniert von dem Picasso Museum in Vallauris (SIEHE HIER). Als sich Picasso seiner letzen Lebenspartnerin, Jacqueline Roque zuwendet, ist die Beziehung zu Gilot bereits gescheitert. Gilot hat seitdem eine eigene Karriere als Malerin hinter sich und lebt 99-jährig in New York.

Harriet Rubin „Soloing“ – Dieses Buch ist eine Aufforderung zum Lebensmodell Freiheit. Es beschreibt Methoden, die es Menschen ermöglichen ihren Weg aus dem Hamsterrad zu finden. Die Autorin vermittelt, welcher mentalen und emotionalen Voraussetzungen es bedarf, seine Träume wahr werden zu lassen und jenseits von ermüdendem Büroalltag, Terminplänen und Gruppenzwang zu leben.
Wie sich das eigene Potential erwecken lässt, man sich daran erinnert, wer man sein wollte und dass es nicht so wahnsinnig schwierig ist. Die Autorin beschreibt dies gekonnt in ihrem Werk und gibt all jenen Hoffnung, die sich bisher nicht getraut haben.
Soloing sei ein bisschen, wie ein Künstler zu sein, der seine eigene Ideen ohne fremde Hilfe oder einer Firmenzugehörigkeit erfolgreich verwirklicht. Gerade in Zeiten, wie diesen, haben wir gelernt, wie eine weltweite Pandemie das berufliche Leben neu ausrichten kann. Was früher undenkbar war, Homeoffice und Homeschooling, ist zur Norm geworden und nicht mehr ganz rückgängig zu machen.
Gerade in dieser Zeit haben sich viele Menschen neu orientieren müssen, mussten sich neuen Arbeitsmodellen anpassen, Ängste überwinden und einige wenige sind sogar noch weiter gegangen, machten sich selbständig und fanden neue Wege authentisch zu leben. Wer noch einen Stups braucht, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Flora Bowley „The art of aliveness“– Mehr Freude im Leben, wer will das nicht?? Die Malerin Flora Bowley glaubt, dass jeder sich ein freudvolles Leben gestalten kann. In den Tiefen unserer Lebenserfahrungen liegt ein Schatz verborgen, der uns oft nicht bewusst ist. Wenn wir diesen finden und uns so annehmen, wie wir nunmal sind, können wir ihn mit der Welt teilen ohne Angst vor Ablehnung.
Es geht immer um Balance: Aus Trauer etwas Schönes erschaffen, im Wahnsinn Sinn finden, in Rückschlägen einen sich abzeichnenden neuen Weg erkennen. Unabhängig von den Karten die uns das Leben zugespielt hat, spielen wir mit und entscheiden selbst, uns ein Leben aufzubauen, das wir lieben. In diesem zutiefst persönlichen Buch teilt Flora Bowley die Lektionen ihres kreativen Lebens mit uns, ihren Lesern, und nimmt uns mit auf eine Reise auf der wir lernen können unsere eigene Lebendigkeit wieder zu erfahren.
Dieses Buch ist wie eine blanko Landkarte, die „innere Karte“ in unseren Köpfen, wie wir uns die Welt vorstellen, müssen wir jedoch selbst drauf zeichnen. Viele Übungen und Anleitungen laden dazu ein, das eigene Leben nachhaltig zu verändern. Ein Buch von einer Künstlerin nicht nur für Künstler, sondern all jene, die die Kunst zu Leben verstehen wollen. Nur auf englisch erhältlich.
Farbenmischen Acryl – ist ein Taschenbuch aus der Grundlagenwerkstatt des EMF Verlags. Die Herausforderung Farben zu mischen kennt jeder Künstler. Wenn am Ende Schlammfarben herauskommen ist die Verwunderung groß und man muss wieder von vorne anfangen. Das ist besonders für Malanfänger frustrierend und muss nicht sein.
Anhand vieler Farbtafeln und praktischen Tipps lernt man die absolut notwendigsten Basics und die Terminologie für das Mischen von Acrylfarben. Fast alles lässt sich auch auf andere Malmittel anwenden. Mithilfe von Schaubildern lassen sich alle Farben leicht nachmischen. Wer Zeit und Nerven sparen möchte, schnappt sich einfach dieses verständlich geschriebene Grundlagenwerk.

Kjambaki, afrikanische Märchen – von Anne Geelhaar mit Illustrationen von Karl-Heinz Appelmann ist ein Kinderbuch von 1970 auf das ich rein zufällig bei einem Tag der offenen Tür in unserer lokalen Bücherei gestoßen bin. Ich habe mich sofort in die Illustrationen verliebt!

Ganz zauberhaft begleiten diese, teilweise an Marc Chagall erinnernden Illustrationen die afrikanischen Märchen voller Lebensweisheiten. Sehr inspirierend. Man begegnet Hirten und Jägern, Bauern und Handwerkern, Künstlern, Fischern und vielen neuen Freunden und erlebt mit ihnen Abenteuer in Steppe und Wüste.
„Klugheit lenkt die Dinge, nicht Gewalt“, heißt es in einem Sprichwort aus Afrika. Dieses zauberhafte Werk ist voller Klugheit, auch für Erwachsene!
Extra Tipp: Anne Geelhaar hat noch viele andere Kinderbücher geschrieben, schön fürs heutige Auge im Vintagelook illustriert. Unbedingt mal googeln.
Julia Voss „Hilma Af Klint-Die Menschheit in Erstaunen versetzen“ – Die erste umfassende Biographie der Pionierin der abstrakten Malerei, Hilma Af Klint (1862-1944) ist mitreißend wie ein spannender Roman. Ich konnte sie nicht aus der Hand legen.

Als großer Fan der schwedischen Ausnahmekünstlerin, wartete ich sehnsüchtig auf eine Biographie. Julia Voss, Jahrgang 1974, Autorin und Redakteurin bei der FAZ, nimmt uns mit in das bisher wenig erforschte Leben der Künstlerin, gründlich recherchiert und mit vielen „Aha“- Momenten gespickt ist das Lesen dieses Buches ein genussvolles Erlebnis. Sie räumt auf mit Klischees und Mythen und findet einen beispiellosen Zugang zur Künstlerin.
Af Klint schuf mehr als 1000 Gemälde, Skizzen und Aquarelle, zutiefst beeindruckende abstrakte, teilweise Raumfüllende, Werke vor Kandinsky oder Mondrian, die die Kunstgeschichte als Väter der Abstrakten Malerei feierte.
Hilma war ihrer Zeit nicht nur künstlerisch voraus, sondern auch als Frau, von großem Eigensinn, Freiheitsstreben und sich bewusst dem von Männern dominierten Kunstbetrieb entziehend. Sie verfügte, dass ihre Bilder erst 20 Jahre nach ihrem Tod zu sehen sein sollten, wohl wissend, dass ihre Zeit noch nicht gekommen war und ihr Werk zu Lebzeiten auf Widerstand und Unverständnis stoßen würde. Ich liebe dieses Buch!
Bestickte Textilien aus 5 Kontinenten von Sheila Paine -Als selbsternannter Textiljunkie lese ich auch sehr gerne Bücher über Textilkunst und Textilgeschichte. Oft stöbere ich im Antiquariat um die Ecke und suche nach Schätzen. So einen Schatz möchte ich Dir heute unbedingt vorstellen, der musste einfach mit auf die Liste!
Abgesehen davon, dass dieses Buch voller wunderschöner Abbildungen ist ( insgesamt 279), ist es ein unentbehrliches Nachschlagewerk für all jene, die verzierte Stoffe lieben. Die Autorin spürt dieser Tradition, die sich in jeder Kultur der Welt abbildete nach und beschreibt die jeweilige Symbolik, Techniken und Hintergründe aus denen die Stoffe stammen.
Motive und Design, Stichart und Materialien werden in zwei Teilen genau untersucht. Eine ausgewählte Bibliographie, Hinweise auf Sammlungen und ein Sachregister runden das Werk ab. Der erstaunliche Reichtum der traditionellen Stickkunst, die sich daraus ergebende Vielfalt für die eigene Inspiration und die großartigen Farben dieser Kunstwerke aus Stoff sind ein Traum! Bei einer Tasse Tee, gemütlich im Sessel darin stöbern ist eine ganz wunderbare Sache.

Ich hoffe, Du hattest viel Spaß beim Lesen und fühlst Dich inspiriert,
kreative Grüße aus dem Atelier,

